Das Erscheinungsbild der schwarzen Australorps
Charakteristisch für die Australorps sind deren gediegene Eleganz, Anmut, die auch die spürbar verhaltene Kraft nicht unterdrückt, die energiegeladene Bewegung, die geradezu herausfordernd und kraftstrotzend erscheint und die auf jeden Besucher ihren Eindruck nicht verfehlt. Der Anblick dieser Tiere wird ein Züchterherz auf den ersten Blick begeistern.
Bestechende Körperform und voll intensiver käfergrüner Lack der glänzend schwarzen Farbe müssen bei jedem Ausstellungstier förmlich in die Augen springen. Der Zwiehuhn-Charakter gehört weitgehend der Vergangenheit an; vereinzelt auftretende tiefe Stellungen - bekanntlich müssen die Oberschenkel noch leicht sichtbar sein - sind Ausnahmen. Der mittelhohe Stand fügt sich der Gesamterscheinung harmonisch ein. Feinknochige Tiere erscheinen stets vornehmer als grobknochige. Die Lauffarbe sei schwarz, die Fußsohlen weiß bis blaßrosa.
Australorps mit groben Knochen überschreiten fast ausnahmslos die international vorgeschriebenen Gewichte. Jahrelang hatten wir auf den großen Ausstellungen alle Sg-Tiere gewogen und immer wieder festgestellt, daß ein mittelschwerer Typ dem Idealbild der Rasse entsprechend der MB am nächsten kommt. Man beschreite also den goldenen Mittelweg, der wohl dem Rassetyp am nächsten kommt. Gerade die überstarken Hähne erscheinen grob und klotzig und lassen die elegante Schönheit und die fließenden Linien peinlich vermissen. Eleganz und verhaltene Kraft sind die entscheidenden Rasseattribute der Australorps.
Der Rücken sei ebenso breit wie lang. Er gehe ohne Unterbrechung harmonisch in den Schwanz über. Der gestreckte, leicht geschwungene Rücken, dem sich die Unterlinie des Tieres vollkommen angleicht, darf in keinem Punkt irgendwie anstoßen oder gar zur Kissenbildung neigen. Die Sicheln, Nebensicheln und Steuerfedern des Schwanzes seien möglichst breit und kräftig; sie sollen von den Deckfedern fast völlig eingehüllt werden.
Auffallend ist die Fülle und Breite der Brust, die keineswegs zu tief getragen werden darf. Die Flügel mit ihren breiten Hand- und Armschwingen werden waagerecht, eher angezogen gehalten. Hänge- oder Bantamflügel sind zu strafen. Der amtierende Preisrichter hat besonders darauf zu achten, daß die Hähne, die zum ersten Mal ausgestellt werden, beim Zusammentreffen mit Hennen bekanntlich die Imponierstellung einzunehmen und dabei die Flügel hängen zu lassen pflegen.
Ein straff anliegendes Gefieder ist heute fast allen Australorps eigen - ein bedeutender Zuchterfolg, der unübersehbar ist. Nie strafe man ältere Hennen, deren Gefieder, durch ihre enorme Legeleistung biologisch bedingt, matter wird. Ebenso verhält es sich bei sehr guten Legerinnen mit heller Lauffarbe und vollem, ausgeprägtem Legebauch; sie tragen deshalb häufig eine etwas tiefere Stellung zur Schau. Bestechend ist der kräftige, mittellange, vollbefiederte und mit reichlichem Federbehang ausgestattete leicht gebogene Hals. Er sei keinesfalls aufgereckt und stets farbenrein. Eindrucksvoll trägt er den mittellangen Kopf mit dem markanten roten Gesicht.
Das leuchtend rote Gesicht ohne jeglichen Schimmelansatz läßt einen geradezu vitalen Ausdruck erkennen. Die klaren, furchtlosen, frech erscheinenden offenen Augen sind imponierend und ebenfalls Kennzeichen hoher Vitalität. Wesentlich ist die von der MB verlangte dunkelbraune Iris. Helle, ungleiche, gebrochene oder gespaltene Augen, die durch helle Auflockerungen in der Iris auffallen, sind bei Zuchttieren nicht mehr tragbar. Uns hat die Erfahrung gelehrt, daß selbst Jungtiere mit dunklen, fast schwarzen Augen und dunklem Untergefieder Grünlack in Vollendung hatten.
Die Augen sind ein Spiegelbild der Gesundheit und Lebenskraft eines Tieres. Mehr noch: Der Kenner weiß in den Augen seiner Tiere wie in einem Buch zu lesen. Wer daher in der Zucht sich nicht nur mit Durchschnittserfolgen begnügen und nicht vom Zufall abhängig sein will, kann angesichts der enormen Anforderungen an die Tiere ohne diese Kenntnisse in keiner Hinsicht mehr bestehen.
Bestechend ist auch der mittelgroße, feingewebige Kamm mit den 4 bis 6 Zacken. Der Hahn hat ein straffes Kammblatt, das nie zu spitz, zu grob oder fleischig sein, nicht umfallen oder aufsitzen darf. Die Kammfahne muß der Nackenlinie folgen, und der Abschluß soll gerundet sein. Er hat die Eleganz der Erscheinung auffallend zu unterstützen. Der Kamm der Henne ist ein kleiner, nicht kippender, fester Stehkamm mit ebenfalls feinem Gewebe. Die schön gerundeten Kehllappen, weder zu grob noch zu groß, dürfen das Gesamtbild keineswegs stören. Die Farbe von Kamm, Ohrscheiben und Kehllappen ist leuchtend rot.
Der Schnabel sei glänzend schwarz, mittellang und kräftig. Nur an der auslaufenden Schnabelspitze ist ein heller Stipp erlaubt. Ein heller Ober- oder Unterschnabel gilt als fehlerhaft, ebenso ein heller First, der sich vom Schnabelansatz bis zur Schnabelspitze zieht.
Lack und Grünglanz des Gefieders sind erblich bedingt. Ebenso das verwerfliche Blau oder der Bronzeton, denn in durchgezüchteten Stämmen sind Blau und Bronze unbekannt. Doch besitzen wir heute Stämme, die nach jahrelanger intensiver Zuchtarbeit auf dunkle Augenfarbe Tiere mit hervorragendem Grünlack trotz nahezu schwarzer Iris hervorbringen. Ein Zusammenhang zwischen der Augenfarbe und den genannten Nebenerscheinungen der unterschiedlichen Pigmentation ist heute kaum mehr zu erkennen. Sicher ist auch Grünlack erblich. Der volle Grünlack bleibt den Hähnen erhalten; dafür ist die straffe Federstruktur Garant. Bei den Hennen sind, wie bereits erwähnt, Zugeständnisse zu machen. Bei ihnen kann bei zunehmendem Alter und vorzüglicher Legeleistung Jugendschönheit kein Dauerzustand sein. Allerdings machen sie in ihrer Entwicklung den Wechsel des weißen Flaumes bis zur völligen Gefiederreife eindeutig mit. Sicher unterliegt auch die Entwicklung des Grünlacks der Vererbung. Im allgemeinen sind unsere Küken bei der Geburt mit reichlich weißem Flaum an Bauch, Hals und Gesicht versehen, der sich allerdings später verliert. Diese Erscheinung kann sogar zu weißen Schlagfedern führen, die freilich nach der ersten Hauptmauser völlig schwarz ersetzt werden.
Es ist festzuhalten, daß unsere heutigen Tiere so durchgezüchtet sind, daß satter Grünlack nicht unbedingt auf Kosten der Läufe, der Augen oder der Untergefiedeffarbe gehen muß. Züchterisch ist dies durchaus möglich, ohne daß Zugeständnisse an die Pigmentation anderer Körperteile nötig wären. Beispiele hierfür haben wir genügend. Gestatten wir daher keine Ausnahme bei Tieren, deren Gefieder und Lauffarbe mit zunehmendem Alter auffallend hell werden. Jeder Züchter von schwarzen Tieren kennt die Erscheinung des vorübergehenden bzw. später sich verlierenden Weiß und dessen züchterische Vorteile. Weiß und Schilf, das bekannt schmutzige Weiß, sind genetisch durchaus verschieden und gut auseinanderzuhalten: Farben in Violett- oder Blautönen, oftmals auch noch ein Braun- bis Bronzeton sind Überzüchtungen und erblich und daher von äußeren Umwelteinflüssen unabhängig. Grünglanz und Lack dagegen können namentlich bei den Hähnen durch die Fütterung ölhaltiger Sämereien beeinflußt werden; deshalb sei man bei der Gabe von.
Mais, Raps, Lein, Ölkuchen usw. vorsichtig! Dies könnte so weit führen, daß das Schwanzende, wenn auch vorübergehend, blau wird. - Zu erwähnen, bleibt noch, daß unbedingt auf eine breite, schön gerundete und keinesfalls spitz zulaufende Feder zu achten ist. Die gesamte Federstruktur sei straff und nie locker.
|